„Reicht euch die Hand!“ Wie oft hörten wir das im Kindergarten. Genau, den Kindern bringt man es schon früh bei, dass eine Auseinandersetzung erst beendet ist, wenn man wieder aufeinander zugeht und sich mit einem Handschlag versöhnt. Man sollte meinen, Erwachsene hätten eine solche Ermahnung nicht mehr nötig. Von wegen! Als Unternehmensberaterin durchstreife ich so manche Chefetage und kann berichten: Erwachsene sind bei weitem schlimmer. Ihr Streit oft subtiler, dafür giftiger. Sie haben sich oft so weit auseinandergesetzt, dass es zu einem Handschlag gar nicht mehr kommt, weil sie sich nicht mehr erreichen: Ihre Arme sind zu kurz! In JESUS CHRIST LEADERSHIP wird uns Vergebung und Versöhnung als Charakterstärke nahegebracht, die auch wir als Führungskräfte entwickeln sollten. Jesus lehrte durch Geschichten, die das Leben schrieb. Der verlorene Sohn kehrt reumütig heim, das Erbe hatte er verprasst, während sein Bruder tagein, tagaus hart auf dem Hof arbeitete. Statt Strafe erhält er Liebe. Kein Shaming, kein Fingerzeig, nur offene Arme. Können wir als Führungskräfte ebenso vergeben? Wie oft hören wir von Chefs, die „Köpfe rollen lassen“? Ist das wirklich die beste Reaktion auf Fehler? Wäre es nicht produktiver, wenn Führungskräfte die Kunst der Vergebung meistern würden? Was steckt denn dahinter? Warum fällt es uns denn so schwer, den ersten Schritt zu machen, der uns dem anderen näherbringt? Stolz, Ego, innerer Schmerz, die Angst vor eigenen Gefühlen oder die Sorge vor erneuter Zurückweisung? Oft fehlt es schlicht an Übung im konstruktiven Konfliktmanagement. Doch gibt es auch die andere Seite, nämlich die desjenigen, dem die Hand gereicht wird. Auch keine einfache Position! Kürzlich wurde ich Zeugin eines Konflikts zwischen einem Chef und seinem Angestellten. Sie gingen im Streit auseinander: Der Chef lehnte die Gehaltserhöhung ab, sein Mitarbeiter kehrte ihm daraufhin den Rücken und zog in die Schweiz. Nach kurzer Zeit trat Ernüchterung ein und die Vision vom Schweizer Arbeitsleben platzte wie eine Seifenblase. Der Chef hörte davon, dass es seinem früheren Angestellten nicht gut ging. Er rief ihn an, die beiden trafen sich. Es brauchte wenige Worte unter den Männern. Der eine reichte die Hand - und der andere nahm sie an! | | | |
Kommentare
Kommentar veröffentlichen